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Work together: Technofeministische (Re)Produktionsweisen (11.-12.12.2025)

Zwischen Care und Code

Der Workshop »Technofeministische (Re)Produktionsweisen« erkundet technofeministische Praktiken, die die Dichotomie von Produktion und Reproduktion unterlaufen und das Primat der Produktivität herausfordern. Von feministischen Server-Kollektiven bis zu 3D-Design und Motion Tracking wird diskutiert, wie volumetrische Regime hybride Lebenswelten formen und der Alltag zum Labor ko-produktiver Interaktion von Mensch und Maschine wird. Gemeinsam werden unsichtbare Infrastrukturen sichtbar. Der Workshop »Technofeministische (Re)Produktionsweisen« findet am 11. und 12. Dezember 2025 in den Kunstsammlungen auf dem Campus der RUB statt.

01. Dezember 2025
Work together: Technofeministische (Re)Produktionsweisen

Programm

Donnerstag, 11.12.2025

14:30 Uhr
Tereza Havlíková, Kathrin Rottmann, Annette Urban: (Re)Produktionsweisen kapern. Technofeminismus als künstlerische Strategie

15:15 Uhr
Rosanna Umbach: Haus/Frauen/Maschinen – KörperTechnik(en) der Hausarbeit in Kunst und Architektur

16:00 Uhr Pause

16:30 Uhr
Sarah Sigmund: (Re)Produktionen von Körpern jenseits der Norm – Technofeministische Strategien in der Kunst seit den 1960er Jahren

17:15 Uhr
Carina Engelke: The Kitchen as Counter-Lab. Gender-Hacking und D.I.Y. als technofeministische Strategien

18:00 Uhr kurze Pause

18:10 Uhr
Artist Talk mit Maria Vogt zu ihrem Mixed-Reality Theaterstück Antropka (Theater an der Ruhr, Mülheim)

18:45 Uhr
Kleiner Empfang

Freitag, 12.12.2025

09:15 Uhr
Shusha Niederberger: Politics of Daily Digital Life

10:00 Uhr
Stefanie Wuschitz: Hardware and Eco-feminist Art

10:45 Uhr Pause

11:15 Uhr
Flóra Barkóczi, Anna Szirmai: Techno+/-Feminist Practices in the Periphery: Female Positions in Digital and Alternative Materialities in Post-Socialist Hungary

12:00 Uhr
Esther Leslie: Digital Daphne, A Quiver of Sensors: What is Technofeminism when the Trees are all LEDs?

13:00 Uhr Ende

Seit den 1970er Jahren untergraben Künstler*innen das Paradigma der Produktivität und die Dichotomie von Produktion und Reproduktion, indem sie auf die Verflechtung von Körperlichkeiten und Technologien verweisen, die der strikten Unterscheidung zwischen vermeintlich produktiver Fabrikarbeit und angeblich unproduktiver Care-Arbeit entgegensteht. So zeigt Mary Kellys Filminstallation »Antepartum« (1974) nebeneinander in Großaufnahme Hände, die an einer Maschine arbeiten, und Hände, die den eigenen hochschwangeren Bauch liebkosen, und macht deren Arbeit vergleichbar. Ine Poppe ließ 1983 aus ihrer eigenen Milch Käse produzieren und bestimmte sie dadurch als ökonomische Substanz. Und wie Femke Snelting in dem Feminist Server Manifesto schreibt, zeigen feministische Server-Kollektive wie Constant, Syster Server oder Kéfir seit den 1990er Jahren die Care-Arbeit an den technologischen Infrastrukturen (Snelting o. J.). Sie erproben selbstorganisiertes und situiertes Serverhosting und machen damit das Betreiben der Netz(infra)struktur sichtbar (Mauro-Flude/Akama 2022).

Ausgehend von solchen Beispielen untersucht der Workshop technofeministische Praktiken der Produktion oder Reproduktion und diskutiert, inwiefern sich Produktionsweisen technofeministisch umdeuten oder gar umgestalten lassen. Wir möchten unsere Überlegungen außerdem ausdehnen auf 3D-Design und Motion-Tracking-Technologien, die an der Entstehung und Gestaltung hybrider, physisch-virtueller Lebenswelten mitwirken. Während Fragen der Überwachung von Territorien und Körpern sowie die kriegstechnischen Kontexte bereits diskutiert werden, möchten wir die Transformationen durch volumetrische Regime (Snelting/Rocha 2022) im alltäglichen Umfeld von Lohn-, Haus- und Care-Arbeit in den Blick nehmen, das sich zum Labor des künftigen Zusammenlebens von Mensch und robotischen Maschinen wandelt, die ko-produktiv interagieren.

Uns interessieren technofeministische Praktiken, die mit Care-Arbeit, Körpern, Materialien, Techniken und Technologien die etablierte Dichotomie von Produktion und Reproduktion übergehen oder überhaupt das kapitalistische Primat der Produktivität in Frage stellen, wie es beispielsweise die Kritikerin der Digitalökonomie McKenzie Wark fürs Raven formulierte: »Wir Raver:innen arbeiten sehr hart. Wir tanzen stundenlang und produzieren dabei absolut nichts als Hitze.« Im Zentrum steht dabei die These, dass technofeministische Praktiken immer als Auseinandersetzung mit vergeschlechtlichten Produktionsvorstellungen zu verstehen sind.

Der Workshop findet im Rahmen des DFG-Projekts »Industrielle Produktionsweisen in der Kunst des globalen Nordes im 20. und 21. Jahrhundert. Studien in Kunst und Fabriken« in Kooperation mit SFB 1567 »Virtuelle Lebenswelten« statt.

Organisation: Tereza Hávliková, Kathrin Rottmann und Annette Urban

Infos beim KGI unter: https://kgi.ruhr-uni-bochum.de/portfolio-item/workshop-technofeministische-reproduktionsweisen-11-12-12-2025/