Ein Textlabor mit Natalie Binczek, Hanna Engelmeier, Rupert Gaderer, Michael Hirschbichler, Moritz Nicklas, Matthias Preuss, Armin Schäfer, Dorothea Walzer und Philipp Weber
Literatur war lange vor dem Computer ein Medium der Virtualität. Sie ist ein Ort, an dem sich vielfältige, auch unspektakuläre Formen des Arrangements mit technischen Limitierungen und Affordanzen entfalten. Im Textlabor »Einrichtung im Virtuellen. Zur Datenverarbeitungsverarbeitung der Literatur« fragen die Teilnehmenden, wie Literatur die veränderten medialen Entwicklungsumgebungen verarbeitet, in denen sie entsteht. Und wie sie die transformierten Beobachtungsbedingungen, unter denen sie gelesen oder auch ausgelesen wird reflektiert. Die Veranstaltung findet am 05. Juni 2025 von 10–18 Uhr im Virtual Classroom (GB 8|137) des SFB 1567 statt. Um Anmeldung per Mail wird gebeten.
Die vielfältigen Prozesse, die sich hinter dem Begriff »Digitalisierung« verbergen, haben die Parameter sowohl für die Produktion von literarischen Texten als auch die Untersuchung von Literatur modifiziert. Neue technische und diskursive Voraussetzungen bestimmen die literarische Kommunikation als Gegenwarten der Datenverarbeitung und werden in eine Poetik der Virtualität übersetzt. Virtualität bezeichnet dabei ein Verhältnis zur Digitalisierung, das einerseits durch eine routinierte Selbstverständlichkeit in der Handhabung gekennzeichnet ist, andererseits aber die damit verbundenen Praktiken und deren Grundlagen wieder zur Disposition stellt. Dieser Überschuss der Virtualität verdeutlicht aber auch in einer Phase literarischer Produktion, die durch Post-Print, Post-Digitalität und Algo-Taylorismus geprägt ist, dass die Literaturgeschichte der Virtualität historisch weit zurückreicht. Das schlägt sich im Beharrungsvermögen der »bookishness« nieder, aber auch in der literarischen Kompetenz, aus neuen Leseverfahren und Beobachtungssituationen Schreibweisen zu gewinnen, die auf mediale Operationen reagieren, ohne sich an sie anzuschmiegen, indem sie etwa zum Stimulans neuer narrativer Strukturen umgewandelt werden. Zwar scheint Digitalisierung eine Positionierung zu virtuellen Umwelten nahezu zu erzwingen, die literarischen Antworten auf diese Herausforderung fallen jedoch äußerst unterschiedlich aus und greifen auf einen Fundus diverser Techniken zurück.