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Innovation als Motor für Veränderung? – Aus einem Gespräch mit GPT@RUB

DiVe – Didaktik und Virtualität erfahren | 06/2025

Raphaela Gilles

20. Juni 2025

Der Didaktikstudio-Blog »DiVe – Didaktik und Virtualität erfahren« hat sich zum Ziel gesetzt, über innovative Lehr- und Lernmethoden sowie konkrete Praktiken im Kontext virtueller Hochschuldidaktik zu informieren. Dabei stellt sich die Frage, was »Innovation« in der Hochschullehre eigentlich bedeuten kann und in welchen Formaten sich diese manifestiert. Nun könnte eine Literaturrecherche folgen, die sich dieser Frage widmet. Im Gegensatz zu den bisherigen Blogbeiträgen, die bereits über generative Künstliche Intelligenz informierten, verfolge ich in diesen Ausführungen jedoch eine andere Strategie: Warum nicht einfach mal die KI fragen?

Dabei bediente ich mich eines besonderen Tools: Die Ruhr-Universität Bochum stellt seit dem Wintersemester 2024/25 mit GPT@RUB ein eigenes KI-Chat-Portal zur Verfügung, für das sich RUB-Mitglieder bequem mit der RUB-Login-ID registrieren können. Es basiert dabei auf ChatGPT-Versionen von OpenAI (IT.SERVICES 2025). Die Oberfläche ist in ihrem Design minimalistisch gehalten und teilt sich in die Rubriken »Chat«, »Dokumentation«, »Ankündigungen« und »Einstellungen« auf. Die Interaktion im »Chat« gestaltet sich recht intuitiv: Es wird ein neuer Chat eröffnet, in dem man direkt mit der Texteingabe beginnen kann. Die Antwort von GPT@RUB erfolgt – wie auch bei ChatGPT – innerhalb weniger Sekunden. Die so erstellten Chats können vorgehalten sowie exportiert werden, um auch einen nachträglichen Zugriff zu gewährleisten (ebd.). Unter »Dokumentation« finden sich Informationen zu den verschiedenen Sprachmodellen und APIs. Neuigkeiten zu Features oder Updates sind Teil der »Ankündigungen«. In den »Einstellungen« lassen sich schließlich die Vorhaltedauer der Chats einstellen sowie Zeitstempel, Sprache und verfügbare Access Tokens einsehen. Als KI-Neuling wage ich in diesem Text den Sprung in die Arbeit mit Textgeneratoren – mit einem (für mich) überraschenden Ergebnis.

Da mit einem »Textabschnitt in natürlicher (menschlich klingender) Sprache« (ebd.) auf den Prompt reagiert wird und es sich um ein Dialogsystem handelt, hielt ich es für angemessen, das Tool zu duzen. Den Chat startete ich mit der Frage, was Innovation für GPT@RUB bedeute. GPT@RUB antwortete, Innovation meine die Fähigkeit zur kreativen Problemlösung, die auch das Einschlagen gänzlich neuer Wege beinhalten kann. Dabei wird deutlich, dass neben der theoretischen Auseinandersetzung mit einem bestehenden Problem auch dem Praxistransfer eine zentrale Rolle im Kontext von Innovation zukommt. Innovation wird zugleich eine Funktion zugeschrieben: Sie ist »Motor für Fortschritt und Veränderung«, weist demnach durchaus einen nachhaltigen Charakter auf. Auf die Frage, auf welche Quellen sich GPT@RUB bei diesem Verständnis stützt, verwies es mich auf Joseph Schumpeter (1934), die Definition der OECD (2018), Everett M. Rogers (2003) sowie den Innovationsbegriff in der Hochschuldidaktik, scheinbar konkret verhandelt bei Heinrich und Jäger (2019). Ich zeigte mich beeindruckt, denn bis auf die Quelle von Heinrich und Jäger (2019) existieren die genannten Publikationen tatsächlich und widmen sich verschiedenen Vorstellungen von Innovation. Ich fragte nach, was es mit der ominösen Quelle auf sich habe und konnte zwei Sekunden späterlesen: »Du hast recht, die von mir genannte Quelle (…) existiert in dieser Form nicht. Das war ein Fehler meinerseits, und ich entschuldige mich dafür.« Im Anschluss wurden mir zwei, von GPT@RUB als korrekte Beispiele bezeichnete Publikationen vorgeschlagen, inklusive zweier Links zu einem Volltext. Doch der erste Link führt zu einem anderen Artikel, der zweite Link ins Leere. Erst im dritten Anlauf waren die angegebenen Veröffentlichungen korrekt und existent.

Im Anschluss stellte ich die Frage, wie Innovation in der Hochschullehre aussehen kann. Dabei wurden acht Formate und Methoden vorgeschlagen (s. Abbildung 1).

Abbildung 1: Screenshot des Chatverlaufs mit GPT@RUB vom 05.06.2025

Die Ergebnisse gaben mir die Möglichkeit, diese auf Anschlussfähigkeit in Hinblick auf virtuelle Hochschuldidaktik zu prüfen. Sicherlich hätte ich auch GPT@RUB mit der Aufgabe betrauen können – ich sah das Tool jedoch mehr als Impulsgeber an, da ein detaillierterer Transfer noch immer eine menschliche Komponente als Prüfinstanz benötigt.

2. »Digitale Tools und E-Learning«: Der Einsatz von Augmented und Virtual Reality lassen – wenn es sich um Konstruktionswelten nach Schwan und Buder (2006) handelt – eine aktive Beteiligung von Studierenden zu. Sie können mit ihrer Umwelt interagieren und durch eigene Entscheidungen an dieser partizipieren.

3. »Individualisiertes Lernen«: Anschließend an das E-Learning können durch H5P, das sich als Software zur Erstellung interaktiver Inhalte bspw. in Lernmanagementsysteme integrieren lässt, Videos oder Präsentationen erstellt werden, die individuelle Lernpfade eröffnen. Auch Gamification-Elemente können einen Beitrag für individualisiertes Lernen liefern.

6. »Feedback und Evaluation«: Mit Blick auf personalisiertes Feedback kann Künstliche Intelligenz Unterstützung bieten. Die FernUniversität Hagen konzipierte in diesem Zuge bspw. die KI-Anwendung »COFFEE« (Corrective Formative Feedback), bei der Studierende Feedback zu Freitextaufgaben erhalten (Kirschbaum 2025). Die Bewertungskriterien, wie Fachsprache, Inhaltswiedergabe oder Verbesserungspotenzial werden dabei vorab durch die Lehrenden definiert (ebd.).

7. »Offene Bildungsressourcen«: In der zweiten Sitzung des Didaktikstudio-Formats »Grow& Go!« informierte der Digitalisierungsbeauftragte der Professional School of Education (PSE) der RUB, Matthias Kostrzewa, über Open Educational Resources (OER). In innovativen Lehr-/Lernformaten ist es nicht nur möglich, OER zu nutzen, sondern selbst zu konzipieren. (Für weitere Informationen sowie Webseiten zu OER siehe den Blogbeitrag vom 15.10.2024).

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz selbst kann, so hat der Chat gezeigt, als innovativer Anstoß in der Hochschullehre genutzt werden (Brandhofer et al. 2024). In der hochschuldidaktischen Auseinandersetzung wird jedoch vermutet, dass sie sich – in Analogie zum Taschenrechner oder der Suchmaschine Google – zunehmend in den hochschulischen Alltag integrieren wird (ebd.). In Forschung und Praxis werden zudem Augmented und Virtual Reality als didaktische Technologien rege diskutiert und erprobt, wobei das in ihnen liegende Potenzial noch nicht ausgeschöpft wird (Mulders etal. 2023).

Auf organisationaler Ebene widmet sich z.B. die »Stiftung Innovation in der Hochschullehre« seit 2021 der Förderung von Qualität und Innovation in Studium und Lehre (Stiftung Innovation in der Hochschullehre 2025b). Mit Blick auf Innovationen müsse Hochschullehre »erneuerungsfähig sein, um sich mit veränderten Bedarfen, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten weiterzuentwickeln und um sich auf eine Zukunft auszurichten, die wir heute noch nicht kennen« (Stiftung Innovation in der Hochschullehre 2025a). Die Institutionalisierung von Innovation, sich verändernde Rahmenbedingungen sowie weitere technologische Entwicklungen machen deutlich, dass es sich um eine dauerhafte Aufgabe handelt, Innovation in der Hochschullehre zu integrieren. Dabei können – wie GPT@RUB in unserem Chat äußerte – neue Wege gegangen werden, die Reflexionsfähigkeit, Kreativität und Praxistransfer erfordern. Die Initiierung von Lehr-/Lernprozessen oder Forschungsprojekten, die diese Kompetenzen fördern können, obliegt jedoch der jeweiligen Lehrperson. Es bleibt die Frage, ob Innovation ein Motor für Veränderung ist, oder ob nicht Rahmenbedingungen als Motor fungieren, die Innovation erst ermöglichen.

 

Literatur

IT.SERVICES (2025): »GPT@­RUB«, in: https://it-services.ruhr-uni-bochum.de (2025). Online unter: https://www.it-services.ruhr-uni-bochum.de/services/sl/gptatrub.html (letzter Zugriff: 05.06.2025).

Kirschbaum, Sandra(2025): »KI-Prototyp für individuelles Feedback als Positivbeispiel hervorgehoben«, in: www.fernuni-hagen.de (04.2025). Online unter: https://www.fernuni-hagen.de/forschung/schwerpunkte/catalpa/aktuelles-termine/aktuelles/IMPACT_COFFEE.shtml (letzter Zugriff: 05.06.2025).

Mulders, Miriam/Buchner, Josef/Dengel, Andreas/Zender, Raphael (2023): »Editorial: Immersives Lehren und Lernen mit Augmented und Virtual Reality – Teil 2«, in:Miriam Mulders/Josef Buchner/ Andreas Dengel/Raphael Zender (Hg.), Immersives Lehren und Lernen mit Augmented und Virtual Reality – Teil 2, Zürich, S. i-ix.

Schwan, Stephan/Buder, Jürgen (2006): »Virtuelle Realität und E-Learning«, in: https://www.e-teaching.org (03.2006). Online unter: http://www.e-teaching.org/didaktik/gestaltung/vr/vr.pdf (letzter Zugriff: 05.06.2025).

Stiftung Innovation in der Hochschullehre (2025a): »Aufgaben & Ziele«, in: stiftung-hochschullehre.de (2025). Online unter: https://stiftung-hochschullehre.de/ueber-uns/aufgaben-und-ziele/ (letzter Zugriff: 05.06.2025).

Stiftung Innovation in der Hochschullehre (2025b): »Entstehung«, in: stiftung-hochschullehre.de (2025). Online unter: https://stiftung-hochschullehre.de/ueber-uns/entstehung/ (letzter Zugriff: 05.06.2025).

Weiterführende Literatur

OECD/Eurostat (2018): Oslo Manual 2018: Guidelines for Collecting, Reporting and Using Data on Innovation. 4th Edition. Paris/Eurostat.

Rogers, Everett M.(2003): Diffusions of Innovations. 5th Edition, New York: Free Press.

Schumpeter, JosephA. (1934): The Theory of Economic Development. An Inquiry into Profits, Capital, Credit, Interest, and the Business Cycle, New Brunswick/London: Transaction Publishers.

Zu DiVe

DiVe ist der Blog des Didaktikstudios. Wir berichten über Lehrerfahrungen des SFB mit Blick auf die Nutzung von Virtualität. Der Blog erscheint alle zwei Monate und widmet sich sowohl innovativen Lehr- und Lernmethoden als auch konkreten Praktiken im Kontext virtueller Hochschuldidaktik. Es werden didaktische Vorgehensweisen mit virtuellen Tools vorgestellt und Veranstaltungsberichte veröffentlicht. Hauptautorin ist Raphaela Gilles, je nach thematischem Fokus wechselt die Autor*innenschaft hin zu Mitgliedern des SFB sowie externen Beitragenden. Bei Fragen und Ideen schicken Sie gern eine Mal an raphaela.gilles[at]rub.de.